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Gedenkstein "Ostgebiete"

Gedenkstein "Ostgebiete"

Zur geschichtlichen Einordnung des Gedenksteins:

 

Mit dem Begriff „Deutsche Ostgebiete“ sind zum einen Gebiete innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches von 1937 gemeint, die östlich der Oder-Neiße-Linie lagen,

wie beispielsweise Ostpreußen, Pommern und Schlesien. Zum zweiten sind damit die deutschen Siedlungsgebiete außerhalb der damaligen Grenzen des Deutschen Reiches in Mittel-, Ost und Südosteuropa gemeint.

 

In Folge des 2. Weltkriegs, den das NS-Regime begonnen und zu verantworten hatte, mussten Millionen Menschen diese Gebiete und damit ihre Heimat in Folge von Flucht und Vertreibung verlassen. Viele Flüchtlinge kamen auch in der Gemeinde Lindlar an und fanden hier eine neues zu Hause.

Der Gedenkstein „Denkt an die deutschen Ostgebiete“ wurde im Jahr 1963 auf Initiative von Paul Berger, dem damaligen Ortsvorsteher des Bundes der Vertrieben, mit öffentlicher Beteiligung vor dem früheren Rathaus an der Korbstraße aufgestellt. Der Bund der Vertriebenen versteht sich seit den 1950er Jahren als Interessenvertretung von Menschen, die in Folge des 2. Weltkriegs aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten geflohen waren.

Gedenksteine wie dieser wurden damals an vielen Orten in der Bundesrepublik als Mahnmale für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation errichtet. Vielfach damit auch der Wunsch nach einer Rückkehr sowie zu einer Rückgliederung dieser Gebiete an Deutschland verbunden, das zu dieser Zeit aber in zwei Staaten geteilt war.

Die Frage der „Deutschen Ostgebiete“ wurde im Zuge der neuen Ostpolitik der Bundesregierung ab Ende der 1960er Jahre geklärt und dabei die Oder-Neiße-Linie 1970 im Warschauer Vertrag als endgültige Grenze im Osten Deutschlands festgelegt. Im Zuge der Deutschen Einheit vom 3. Oktober 1990 wurde diese Grenze bestätigt. Vor diesem Hintergrund sind die „Deutschen Ostgebiete“ heute als ein historischer Begriff zu betrachten, der Teil der deutschen Geschichte ist.

Mit Umzug der Gemeindeverwaltung von der Korbstraße in das ehemalige Schwesternwohnheim an der Borromäusstraße 1 erhielt der Stein einen neuen Standort am Treppenaufgang vor dem Rathaus. Im Zuge der Rathauserweiterung wurde ein neuer Standort benötigt. Nach einer Station im Park Plietz wurde in Absprache mit dem Arbeitskreis für Regionalgeschichte, der Friedhofsverwaltung und dem Bürgermeister im Jahr 2019 festgelegt, dass der Gedenkstein auf dem Friedhof in Lindlar beim Ehrenmal für die Opfer des 2. Weltkriegs seinen Standort hat, da dort die passende Einordnung in den historischen Kontext der Folgen des 2. Weltkriegs gegeben ist.

Der Gedenkstein dient heute zur Mahnung und zur Erinnerung.

 

Text: Dr. Ludwig, Fotos: Ulrich Hoffstadt, Doris Kisters


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