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Altes Amtsgericht

Altes Amtsgericht

Das „Alte Amtsgericht“ ist sicher das prächtigste Lindlarer Gebäude aus der Gründerzeit, erbaut 1902 im wilhelminischen Glanz als Gerichtsgebäude mit angefügtem Kantonsgefängnis, zuständig für die Gemeinden Lindlar, Engelskirchen und Hohkeppel. Nach der kommunalen Neugliederung 1975 kam Lindlar zum Oberbergischen Kreis und verlor sein Gericht. Nachdem das Gebäude als Polizeistation, Notariat und als Verwaltungsgebäude des 1988 errichteten Freilichtmuseums Lindlar diente, ist es heute im Besitz der Kirche und beherbergt vor allem das Lindlarer Jugendzentrum „Horizont“.

Als die Grafen von Berg noch im Bergischen Land herrschten, war das Landgericht Lindlar im Amt Steinbach zuständig für Lindlar, Engelskirchen und Hohkeppel, später zeitweise auch noch in der französischen Zeit um 1810 als „Friedensgericht“ zusätzlich für Overath. Doch Jahrzehnte lang fand sich kein passendes Gebäude in Lindlar, so dass der Dienstsitz von einem Gebäude ins andere verlegt wurde, während sich das Kantonsgefängnis seit dem 17. Jahrhundert am Kirchplatz (Nr. 14) befand.

Erst um 1900 einigte man sich mit den Kölner Justizbehörden auf den Neubau des Amtsgerichtes an der Pollerhofstraße. In zweijähriger Bauzeit entstand ein repräsentatives Gebäude, das ein wenig vom Glanz der wilhelminischen Zeit in Lindlar erstrahlen ließ: mit Lindlarer Grauwacke und rotem Eifelsandgestein, steinernen Fensterbögen, die an die Bausteile von Romanik und Gotik erinnern sollten, turmartigen Aufbauten, einem Vorgarten mit Rosen und Zierbäumen und einem mit hohen Mauern umgebenem Gefängnishof.

Eindrucksvoll wurde auch das Innere des Gerichtsgebäudes gestaltet mit einem monumentalen Treppenhaus, durch ein fünfteiliges Treppenfenster mit Kathedralverglasung beleuchtet, das vom Erdgeschoss mit der Wohnung des Gerichtsdieners in die oberen Diensträume führte. Besonders beeindruckend wirkte der Gerichtssaal, mit einer reichlich gegliederten Holzdecke und entsprechender Wandverkleidung. Aber auch das anschließende Amtszimmer des Richters sowie die Nebenräume für Gerichtsschreiber, Kasse und Archiv waren aufwändig hergerichtet. Über eine Nebentreppe gelangte man in den Gefängnistrakt mit Einzelhaftzellen, Schlafzellen, Bad und Desinfektionsraum sowie in den Gefängnishof, der durch vier Meter hohe Mauern und schweren Eisentoren abgeriegelt war.

Durch die kommunale Neugliederung 1975 verlor Lindlar, das zum Oberbergischen Kreis kam, das Amtsgericht und damit eine weitere zentrale Funktion. Für Lindlar ist wurde nunmehr das Amtsgericht Wipperfürth zuständig, für Engelskirchen das in Gummersbach.

Das Alte Amtsgericht in Lindlar beherbergte zunächst noch die Polizeistation sowie eine Notariatskanzelei. Als 1988 der Landschaftsverband Rheinland mit dem Aufbau des bergischen Freilichtmuseums in Lindlar begann, diente das Gebäude viele Jahre als Verwaltung dieser überregionalen kulturellen Einrichtung, bis der Landschaftsverband sein Domizil in die Räume des Schlosses Heiligenhoven verlegte.

Das Alte Amtsgericht, das einst mehr oder weniger beschuldigten und inhaftierten Bürgern gewidmet war, wurde nunmehr frei für die Aufnahme des Jugendzentrums „Horizont“, das seit …. an dieser Stelle mit seiner offenen Jugendarbeit, mit Freizeiträumen und Kletterwand im alten Gefängnishof hoffnungsvolle Impulse für die Lindlarer Jugend setzt, die selbst bei der letzten Renovierung 2013 Hand angelegt hat.

 

Quelle: Text R. Wagner, Fotos Gemeindearchiv Lindlar


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